Spannung für den Wasen

Konzentriert steht Stefano Mandato (links) vor der Pinnwand im Wasenbüro der Stuttgart Netze. Der Betriebsmonteure schaut sich mit seinem Kollegen auf dem Übersichtsplan an, wo genau ihr nächster Einsatz stattfindet. Auf den Ausdrucken sind sämtliche Bierzelte, Fahrgeschäfte und Buden eingezeichnet – und man sieht, wo diese ans Stromnetz angeschlossen werden. Der erste Auftrag des Tages: Strom für die bekannte Fahrattraktion „Break Dance“. Denn als Stromnetzbetreiber der Landeshauptstadt ist die Stuttgart Netze auch für die Versorgung von Veranstaltungen mit so genanntem „Baustrom“ zuständig – der „Wasen“ ist dabei der jährliche Höhepunkt.

Bevor es losgeht, richtet Stefano Mandato sein Werkzeug und packt die passenden Sicherungen in seinen Koffer. Rund 400 Anschlussnehmer gibt es auf dem Volksfest – doch nicht jeder benötigt gleich viel Strom. Während die großen Bierzelte mit ihren Großküchen, Bierzapfanlagen und Bühnentechnik direkt an eine der elf Umspannstationen auf dem Gelände angeschlossen werden, läuft die Energieversorgung der Fahrgeschäfte meist über die kleineren Kabelverteilerschränke, von denen über 100 auf dem ganzen Gelände verteilt sind.

Vor dem Wasenbüro vergewissern sich die beiden Betriebsmonteure noch einmal, wo genau sie mit ihrem Auto hinmüssen. Besonders in den zwei Wochen vor Festbeginn herrscht in den engen Gassen reger Verkehr, da Schausteller und Wirte alles für den Wasenauftakt vorbereiten.

Mit ihrer Ausrüstung bepackt laufen Stefano Mandato und sein Kollege zum Kabelverteilerschrank, an den die Stromkabel für „Break Dance“ angeschlossen werden sollen. Der graue Kasten befindet sich eingezwängt zwischen der „Wilden Maus“ und Wohncontainern für die Schausteller.

Dutzende dicke schwarze Kabel liegen auf dem Boden – ein Laie würde sofort den Überblick verlieren. „Ich verfolge den Weg des Kabels vom Fahrgeschäft bis zum Verteilerkasten. Das ist nicht immer einfach, weil die Kabel ja unter Wohnwägen oder um andere Buden herum laufen. Man bekommt hier aber irgendwann Routine“, sagt Stefano Mandato, während er mit einer speziellen Zange das oberste Stück des Kabels abzwickt – quasi wie beim Anschluss einer Lampe in der Wohnung, nur um einiges größer. Unter Spannung stehen die Stromleitungen natürlich noch nicht – das folgt erst im nächsten Schritt.

Nachdem die zwei Mitarbeiter der Stuttgart Netze die Kabel von „Break Dance“ an den Verteilerschrank angeschlossen haben, wird es ernst: Stefano Mandato setzt seinen Schutzhelm auf und zieht die Sicherheitshandschuhe an. Er setzt jetzt die Sicherung für den Stromanschluss ein und schaltet die Leitung „scharf“. „Die Kabel sind zwar ohne Last, weil das Fahrgeschäft noch nicht läuft. Ein Fehler ist trotzdem nie auszuschließen – und Sicherheit geht vor“, sagt er. Heute gibt es aber keinerlei Probleme - der im Fehlerfall entstehende Lichtbogen und laute Knall bleiben daher glücklicherweise aus.

Sobald das Fahrgeschäft dem passenden Stromzähler zugeordnet wurde, ist der erste Auftrag des Tages für die zwei Betriebsmonteure erfolgreich beendet. Stefano Mandato und sein Kollege packen ihre Sachen und machen sich auf zum nächsten Schausteller, der ans Netz angeschlossen werden will.

Zu tun gibt es heute und in den nächsten Tagen noch einiges: Fast 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom fließen in den zwei Festwochen über das Wasen-Stromnetz. Etwa 14,5 Kilometer Stromleitungen verteilen die Elektrizität in jeden Winkel des Festgeländes. Ohne die Arbeit der Stuttgart Netze wäre der Wasen also eine ganz schön „unspannende“ Sache.
Elektrisch mobil in Stuttgart

Ganz routiniert steckt Bernhard Stadtmüller den Ladestecker des E-Golfs in die Ladesäule am Finanzamt. Elektromobilität ist für den 57-Jährigen Alltag: Schon seit seiner Zeit in den Vorgängerunternehmen der Stuttgart Netze ist der Netzmeister dafür verantwortlich, Standorte für neue öffentliche Ladeeinrichtungen zu planen und den Bau und damit verbundenen Anschluss ans Stromnetz zu überwachen.

Damit sorgt Stadtmüller indirekt dafür, dass Nutzer von E-Fahrzeugen in Stuttgart ihre Akkus zu jeder Tages- und Nachtzeit aufladen können.

Damit das öffentliche Ladestationsnetz in der Landeshauptstadt stetig wächst, trifft sich der Mitarbeiter aus der Projektierung regelmäßig mit Vertretern der Stadt, Herstellern und Tiefbaufirmen.

„Die größte Herausforderung ist es, Standorte zu finden, die man gut anfahren kann – die gleichzeitig aber auch mit vertretbarem Aufwand ans öffentliche Stromnetz angeschlossen werden können“, sagt Stadtmüller.

Und auch wenn mal keine neue Ladestation geplant ist, geht dem Mitarbeiter der Stuttgart Netze die Arbeit nicht aus. So plant er beispielsweise Umbauten in Umspannwerken oder legt Trassen für die Verlegung neuer Stromleitungen in der Stadt fest.

„Mein Job ist so vielseitig, dass nie Langeweile aufkommt. Das reizt mich“, sagt er.
Die Macher im Netz

In voller Arbeitsmontur kniet Massimo Magno vor einem offenen Kabelverteilerkasten und prüft mit Handschuh und Werkzeug, ob alle Sicherungen in Ordnung sind. Damit der Strom zu jeder Tag- und Nachtzeit dort ankommt, wo ihn die Bürger benötigen, warten der 21-Jährige und sein Kollege Hermann Gerdes regelmäßig Verteilerschränke in Stuttgart.

Rund 7.500 dieser grauen Kästen sind im gesamten Stadtgebiet verteilt. Sie dienen als eine Art „Zwischenstation“: Von einer der 1.000 Umspannstationen in Stuttgart gelangt der Strom in den Kabelverteilerschrank und wird von dort aus weiter in die umliegenden Häuser und Wohnungen transportiert. „Mit unserer Arbeit halten wir das Netz instand und tragen zu einer zuverlässigen und störungsfreien Stromversorgung bei“, erklärt Massimo Magno.

Vergleichsweise selten, aber ab und an kommt es zu einem Stromausfall, beispielsweise weil bei Baggerarbeiten versehentlich ein Kabel beschädigt wird. Auch dann sind Hermann Gerdes und Massimo Magno im Einsatz. „Ob mit der Leitstelle, die uns den Fehler meldet, dem Kabelmessdienst, der den Schaden zentimetergenau lokalisiert oder dem Bauteam, das die Erde aufreißt, damit wir den Schaden beheben können – alle arbeiten Hand in Hand für die Bürger dieser Stadt“, sagt Routinier Hermann Gerdes, der bereits seit 37 Jahren in diesem Bereich tätig ist.

Wird eine Baustelle mit Baustrom versorgt, entsteht ein neues Einkaufszentrum oder werden neue Ladesäulen für Elektroautos aufgestellt, so sind es ebenso die Mitarbeiter der Stuttgart Netze, die die Leitungen an das Netz anschließen oder die neuen Anlagen in Betrieb nehmen. „Uns wird ganz sicher nicht langweilig“, schmunzelt Hermann Gerdes und ergänzt ernst: „Im Fokus unseres Tuns steht stets unsere Sicherheit. Denn egal ob in der Baugrube oder beim Kabelverteilerschrank: Mit Strom ist nicht zu spaßen.“
Baustellen bestens im Blick

Die Königstraße ist gut belebt. Passanten, Pendler und Geschäftsleute wuseln umher während ein Straßenmusiker auf der Ziehharmonika spielt und ein Mann für kostenlose Bibeln wirbt. Mittendrin: Athanasios Stavrakidis und Oliver Rajkovic. Die beiden Mitarbeiter der Stuttgart Netze sind für die Koordination und Qualitätssicherung von Baustellen zuständig.

Heute kümmern sie sich darum, dass bei einer Netzverstärkung alles fachmännisch ausgeführt wird. An mehreren Stellen der Einkaufsstraße wurden Baugruben ausgehoben, um neue leistungsstarke Stromkabel in bereits vorhandene Leerrohre zu ziehen. So macht die Stuttgart Netze das Stromnetz fit für künftige Herausforderungen wie die Elektromobilität.

„Nachdem wir die Maßnahme geplant haben koordinieren wir gemeinsam mit den beteiligten Firmen für Tiefbau und Kabelmontage sowie mit den städtischen Ämtern die Bauarbeiten und achten darauf, dass alles nach Plan läuft“, erzählt Oliver Rajkovic. Doch bis überhaupt gegraben werden darf, ist ein immenser Aufwand nötig.

„Wir müssen Aufgrabegenehmigungen einholen, uns mit anderen Leitungsträgern wie der Telekom abstimmen und Verkehrszeichenpläne beachten“, zählt Athanasios Stavrakidis nur einige der Herausforderungen auf.

Wenn dann die neuen Stromleitungen, so wie hier, in einer der meist frequentierten Fußgängerzonen Deutschlands erfolgreich unter die Erde gebracht wurden – mit Lastwagen, Baumaschinen und tonnenschweren Kabeltrommeln – folgt auf die Anspannung große Erleichterung. „Es macht uns stolz, dass wir einen Beitrag dazu leisten können, die Stromversorgung in Stuttgart noch sicherer zu machen“, sagt Oliver Rajkovic.
Ausbildung mit Zukunft - die Macher von morgen

In der Werkstatt des Ausbildungszentrums in Esslingen herrscht reger Betrieb. Sieben junge Menschen üben an verschiedenen Gerätschaften, lernen Sicherungen zu wechseln oder Schaltstränge zu verkabeln. Sie alle sind angehende Elektroniker für Betriebstechnik der Stuttgart Netze.

Unter ihnen ist auch Marco Lonsinger. Schon immer hat er sich für Technik und elektrische Anlagen interessiert – die praxisnahe Ausbildung bei Stuttgart Netze ist daher genau das Richtige für ihn. Jeweils zwei Wochen verbringt er im Betrieb, bevor es dann eine Woche in die Berufsschule geht.

„Eine gute Mischung“, sagt Marco Lonsinger, und ergänzt: „Obwohl wir erst am Anfang unserer Ausbildung stehen, haben wir schon viel gelernt und können unser handwerkliches Geschick einbringen. Das macht großen Spaß“.

Besonders freut er sich auf das dritte Ausbildungsjahr: Dann nämlich werden die Azubis immer für einige Wochen in verschiedenen Abteilungen eingesetzt, helfen dort tatkräftig mit und erhalten so wichtige Einblicke in die unterschiedlichen Einsatzbereiche.

„Konkret lernen wir, wie die Energieversorgung in der Landeshauptstadt praktisch funktioniert oder wie Stromstörungen behoben werden können. Das ist spannend und eine große Herausforderung zugleich.“ Auch die guten Zukunftschancen haben ihn dazu bewegt, den Ausbildungsberuf bei der Stuttgart Netze anzutreten.

So stellt das Unternehmen nur so viele Auszubildende ein, wie später benötigt werden – nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung haben Marco Lonsinger und seine Kollegen daher gute Chancen für eine Übernahme. „Diese Aussicht motiviert natürlich zusätzlich“, sagt der Stuttgarter und schmunzelt. „Zurzeit zählt jedoch erst einmal der Azubi-Alltag. Und der gefällt mir sehr, auch weil wir echt eine tolle Gruppe sind.“
Zwischen Büro und Baustelle

Als Ingenieurin in der Projektierung wird es Sarah Folger nie langweilig – ihr Job zeichnet sich vor allem durch den abwechslungsreichen Berufsalltag aus.

Im Büro bereitet sie alles dafür vor, dass Baumaßnahmen reibungslos umgesetzt werden können. So legt sie unter anderem die Trassen für neue Stromleitungen fest und kalkuliert das Budget für geplante Maßnahmen. Die Abstimmung mit dem Tiefbauamt und anderen Behörden ist ebenfalls fester Bestandteil ihrer Arbeit.

Die Projektierung von Baumaßnahmen besteht jedoch keinesfalls aus reiner Büroarbeit, sondern führt Folger auch immer wieder mitten ins Baustellengeschehen. Denn bevor sie mit den Vorbereitungen für eine Maßnahme beginnen kann, steht ein Ortstermin zur Sichtung der Begebenheiten auf dem Programm. So kann sich die Ingenieurin ein genaues Bild von der Trasse machen und feststellen, was bei der weiteren Planung zu beachten ist. Auch laufenden Baumaßnahmen stattet sie hin und wieder einen Besuch ab, um den Fortschritt der Arbeiten zu verfolgen und an Abstimmungsterminen für den weiteren Bauablauf teilzunehmen.

Im Rahmen ihrer vielfältigen Aufgaben arbeitet Sarah Folger eng mit Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen zusammen – insbesondere mit den Bereichen Netzplanung und Baukoordination steht sie im ständigen Austausch.